von Dr. H. Jacobi.
In der Nähe von Schlössel bei Hammerunterwiesenthal treten aus dem Glimmerschiefer, bezw. roten Gneis, welche Gesteine dort die Hauptmasse des Untergrundes bilden, zwei Phonolithstöcke hervor, die auf der geologischen Karte (Sektion Kupferberg) an den gegenseitigen Gehängen des Thales angegeben sind. Hier liegen, etwa in 1½ Kilometer Luftlinie von einander entfernt, zwei Steinbrüche einander gegenüber, welche für den Geologen lehrreiche Aufschlüsse, für jeden aufmerksamen Freund der Natur aber interessante Einblicke in die Werkstätte der schaffenden Natur bieten. Der nächst Schlössel gelegene Bruch ist eigentlich ein doppelter, oben an der Eisenbahn in dem von dieser geschaffenen Durchschnitt der eine, unten in dem Wäldchen an der Straße der andere. Hier gewinnt man einen für Straßenbeschotterung verwendeten dichten, schwarzgrauen Stein, Phonolith, welcher eine auf den Flächen größerer Bruchstücke besonders deutlich hervortretende Querstreifung zeigt. Vor allem interessant aber ist das Bild, welches der architektonische Aufbau des Gesteines dem Beschauer zeigt. Während auf der einen Seite des Eisenbahndurchschnittes man beobachten kann, wie die Gesteinsmasse sich gewissermaßen in große, mehrfach Meter im Durchmesser haltende Mandeln oder Ellipsoide erkaltend zusammengezogen hat, deren Schalen man jetzt abträgt, zeigt die andere Seite des Bruches eine Durchschnittsfläche durch ein solches Ellipsoid und auf dieser den höchst charakteristischen Bau des basaltähnlichen Gesteins. Hier treten nämlich, man kann wohl sagen concentrisch schalig angeordnet, d. h. den Schalen der vorhin sogenannten großen Mandeln entsprechend, in verschiedenen Lagen scharf begrenzte Säulen des Eruptivgesteins radial strahlig vor und an der Felswand herauf und zeigen so ein wahrhaft großartiges Profil. Der andere Bruch, den wir hier besprechen wollen, liegt an der Straße nach Neudorf in Sachsen und gehört zu einer Reihe fiskalischer Kalksteinbrüche. Bei den Geologen erregt er schon Interesse durch die Wechsellagerung des Urkalks mit Basalttuff, der den Hammerunterwiesenthaler Phonolithstock nach NW. hin umgiebt, aber nicht nur den Geologen, sondern auch den aufmerksamen Touristen werden die Erscheinungen interessiren, welche auch hier erkennen lassen, daß gewaltige Kräfte in der für uns scheinbar leblosen und unerschütterlich festen Erdkruste umgestaltend gewirkt haben. Denn höchst auffällig treten namentlich an der nordöstlichen Wand des großen, jetzt im Betrieb stehenden Bruches die Veränderungen hervor, welche diese Kräfte an den anderwärts eben liegenden deutlichen Schichten des Krystallinischen Kalksteins hervorgebracht haben. Dieselben sind nämlich an mehreren Stellen in der verschiedensten Art und Weise verbogen und gefältet, so daß man diese ersichtlich durch seitlichen Druck verursachten Störungen bis zu s-förmiger doppelter Biegung, ja bis zur Kreisform beobachten kann. Für den Mineralogen dürften sich auf Nachfrage wohl auch auf Hohlräumen auskrystallisierte Begleitmineralien dort, bezw. Drusen mit Kalkspatkrystallen hier erlangen lassen.
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 9. Jg. Nr. 8 v. August 1889, S. 76.