Annaberg. Am 17. Mai wurde die Generalversammlung des hiesigen Verschönerungsvereins „Erzgebirgszweigverein” abgehalten. Aus dem erstatteten Jahresbericht ging hervor, daß gemäß der darüber im Vorjahr gefaßten Beschlüsse das Plateau des sogenannten Basteifelsen bei Wiesenbad mit einem eisernen Geländer umgeben und die Aufstellung von Bänken sowie die Errichtung einer Flagge daselbst bewirkt worden ist und daß ferner die Thätigkeit des Vereins durch die Instandhaltung der ihm gehörigen Wegweiser an dem Annaberg mit Wiesenbad verbindenden Thalweg durch Aufstellung neuer Bänke auf dem Galgenberg nicht unwesentlich in Anspruch genommen worden ist. – Im Weiteren wurde durch die freundliche Unterstützung der Herren Schulrat Dr. Spieß in Annaberg und Oberlehrer Dr. Maucke in Buchholz eine zweite Auflage der Orientierungstafel von Annaberg und Umgegend herausgegeben und damit einem sich vielseitig gezeigten Bedürfniß Rechnung getragen. – Durch den hierauf zum Vortrag gebrachten Rechnungsbericht wurde für das Geschäftsjahr 1888/89 eine Einnahme von 724,32 M und eine Ausgabe von 575,81 M constatiert, sodaß die Rechnung mit einem Kassenbestand von 248,51 M abschließen konnte, von welchem allerdings die vorgedachten Arbeiten auf dem Basaltfelsen noch zu berichtigen sind. – Der dritte Punkt der Tagesordnung betraf die Wahl des Vorstandes für das Geschäftsjahr 1889/90. – Nachdem hierbei in längerer Aussprache der seitherige Kassierer Herr Buchhändler H. Graser die Gründe dargelegt hatte, aus denen er bitten müsse, von einer Wiederwahl seiner Person zu diesem Posten abzusehen und ihm in Würdigung seiner Gründe, für die langjährige Verwaltung desselben der Dank der Versammlung ausgesprochen worden war, wurde an seiner Stelle der Kaufmann Herr Traug. Fr. Brodengeyer zum Kassierer gewählt und Herr H. Graser dem Vorstande als Beisitzer zugeordnet. Für die übrigen Mitglieder desselben wurde deren Wiederwahl constatiert, sodaß der Vorstand nun durch folgende Herren: Stadtrat und Kaufmann H. Bräuer, Vors., Friedensrichter und Kaufmann B. Matthes, Stellvertr., Professor und Rektor B. Berlet, Schriftführer, Kaufmann Traug. Fr. Brodengeyer, Kassierer, Schulrat Dr. Spieß, Stadtbaumstr. Jähnigen und H. Graser als Beisitzer gebildet wird. – Für die Thätigkeit des Vereins im neuen Geschäftsjahr lagen bestimmte Anträge nicht vor, sodaß neben der Sorge für die Unterhaltung der bisherigen mannigfachen Schöpfungen des Vereins diese der eignen Initiative des Vorstandes überlassen wurde. Die im Laufe der Debatte gegebenen Anregungen, welche das Bedürfnis nach einer im hiesigen Stadtpark zu errichtenden Erfrischungsstation und Aufstellung einiger Bänke auf dem, von der Stadtgemeinde unterhaltenen. am früheren Cavillereigrundstück vorüberführenden Pöhlbergweg zum Gegenstand hatten und bei denen, innerhalb der Zwecke des Vereins liegend, auch die Notwendigkeit der Herausgabe eines neuen Adreßbuchs für Annaberg und Umgegend Betonung fand, sollen seiten des Vorstands in geeigneter Weise und an bestimmender Stelle zum Ausdrucke gebracht werden. – Ueberdies wurde noch Kenntnis genommen von dem Stand des Pöhlbergturmbaufonds, welcher, einschließlich der aufgerechneten Zinsen die Höhe von 1216,10 M erreicht hat und der, der vorläufig darüber getroffenen Bestimmung gemäß, zinsbar angelegt ist. –
Mulda, 8. Mai. Nachdem zum Teil infolge wirklichen Unwetters, teils wegen des langen Winters bedrückender Stille die ersten Sitzungen im Jahre sich einer ziemlich regelmäßigen Leere zu erfreuen hatten, gingen in der heutigen Sitzung mit der froh erwachten Natur die Vereinsmitglieder, obwohl noch schwach an Zahl, doch fröhlich wieder an ihre Thätigkeit in die weite, weite Welt hinaus. Bereits hatte dazu eine Deputation, begleitet in entgegenkommender Weise von dem königlichen Revierverwalter, das Nötige vorbereitet – galt es doch nichts Geringeres als im Walde hinter Ramms Waldpark, zwischen Waldpark und dem Teichhaus eine Unterstandshütte zu errichten, dem vom Wetter geängstigten Wandrer zum Trost, hier, wenn auch nicht ein gastliches, so doch ein schützendes Dach zu finden. Dieselbe soll in einfachster weise hergestellt, mit einem festen Dach versehen, im Uebrigen aber mit Baumrinde beschlagen werden. Möge auch sie in bescheidener Weise mit dazu beitragen, daß es denen, die bei uns einkehren, zu längerem oder kürzerem Aufenthalte, hier wohlgefalle. – Höher, auf die Berge, wo die Freiheit wohnt, führte uns der Bericht unsers Kassierers, welcher kraft seines Amts die Pappdeckel von den Schildern auf dem Aussichtsturm zu entfernen sich angeschickt hatte, um freilich zu finden, daß Wind und Wetter ihm vorgearbeitet und nur die Nägel übrig gelassen hatten. Doch konnte er berichten, daß die Schilder wenigstens gut erhalten waren. – Zu einer dritten Bergbesteigung, des Burgberges nämlich, auf dem, wie man hörte, das Gemäuer schadhaft geworden ist, konnte man sich für diesmal auch in Gedanken nicht mehr entschließen, sondern vertagte die Sache, bis ein näherer Bericht darüber vorliege. Damit schloß die Sitzung. Möge es nun frisch weiter gehen!
S.
Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 9. Jg. Nr. 5 v. Mai 1889, S. 48 – 49.