Die Wandgemälde an der Kirche zu Klösterlein.

ist der Titel eines Aufsatzes im 4. Hefte vom 3. Jahrg. des neuen Archivs für Sächsische Geschichte und Altertumsforschung, auf den wir unsere Leser hierdurch aufmerksam machen wollen. Bei dem Interesse, welches das Gemälde für unsere Gegend bietet, hielten wir es für angezeigt, auch an dieser Stelle auf das alte Kunstwerk und dessen Bedeutung an der Hand jener Aufzeichnungen hinzuweisen. An der nach der Alberodaer Straße gerichteten Seite des Kirchleins sieht man in Sgraffitoaat in der Mitte des Bildes die heilige Jungfrau mit dem Kinde auf dem linken Arme, welches den Blick zur Mutter hinauf richtet. Neben der Mutter Gottes steht links ein Bischof mit Krummstab, Buch und Midra, rechts eine weibliche Gestalt mit Palmenzweig und Glorienschein. Unten giebt sich der Künstler selbst mit den Worten zu erkennen: Martinus me fecit.

Wenn nun auch das Bild später entstanden, als das Kloster gegründet ist (1173), so sprechen doch innere und äußere Gründe, rücksichtlich deren ich auf den Aufsatz Gurlitts selbst verweise, dafür, daß das Bildstück in der Zeit von 1220 bis 1270 gemalt worden ist. Besondere Wichtigkeit erhält das Gemälde aber dadurch, daß wir hier einen der ältesten Meisternamen der deutschen Malerei vorfinden, über den leider alles Näheres nicht bekannt ist. Vielleicht ist in den 1536 nach Osseg (oder Kaden, wie Berlett behauptet) geflüchteten Schätzen und Archiven des ehemaligen Klosters Grünhain eine genauere Nachricht über Martinus und dessen Leben zu finden.

N.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 3. Jg. No. 1, v. 15. Januar 1883, S. 3.