Mitteilungen aus den Zweigvereinen.

Sayda, 8. Juni. In dem in den letzten Tagen vom Gesamtvorstande des Erzgebirgsvereins zur Ausgabe gelangten Verzeichnisse der Sommerfrischen im Erzgebirge figuriert auch Sayda, und zwar haben 5 hiesige Gastwirte zusammen 13 Zimmer mit voller Pension zu billigen Preisen angeboten. Wird so manches einsam gelegene Gebirgsdorf, trotzdem mitunter in dergleichen Orten kaum die bescheidensten Ansprüche befriedigt werden können, Monate hindurch von Sommerfrischlern bewohnt, so hofft man, es wird sich mit der Zeit auch einiger Zuzug in unsere Stadt wenden. Leugnen läßt sich nicht, daß Sayda seiner Lage und Bauart nach und bei dem Bemühen der Bewohnerschaft, den Wohnungen und deren Umgebung immer ein sauberes Ansehen zu geben und zu erhalten, zu den freundlichsten Städten unseres Erzgebirges zählt. Zu dem angenehmen Eindruck, welchen so die Stadt mit ihren übrigens recht netten Anlagen auf den Fremden macht, kommt sodann die ausgedehnte herrliche Gebirgsansicht, welche von hier aus sich bietet. Eine weitere Annehmlichkeit ist die Nähe des Waldes, welchen man in 5 Minuten von der Stadt bereits erreicht. Ferner bietet sich zu anmutenden Spaziergängen reichlich Gelegenheit. Abgesehen von den umliegenden, für kurze Partieen wohlgeeigneten Ortschaften, so hat man bei einstündiger Entfernung einen lohnenden Ausflug nach dem romantisch gelegenen Orte Neuhausen mit Purschenstein, Pfaffroda sowie Kämmerswalde. Will man Touren zu 1¾ bis 2 Stunden Entfernung unternehmen, so bilden Bad Einsiedel, Böhmisch Einsiedel, Olbernhau, Seifen, Grünthal und Georgenthal ein lohnendes Ziel. Ausgedehnte Partieen zur Entfernung bis zu 5 Stunden werden von hier aus vielfach unternommen nach den ausgesucht romantisch gelegenen böhmischen Orten Ossegg, Oberleutensdorf, Kreuzweg, Johnsdorf und Eisenberg. Wem die Wanderung zu Fuß zur Last wird, der findet hier Auswahl in billiger Fahrgelegenheit. Zukommend wieder auf den Aufenthalt in hiesiger Stadt, so wird sich Jedermann überzeugen, daß die Gastlokale der hiesigen 4 Gasthöfe und 2 Restaurationen in anständigster Weise ausgestattet sind, daß man daselbst bei aufmerksamster Bedienung gute Verpflegung zu sehr civilen Preisen findet. Vielfach begehrt von Sommerfrischlern sind Kuhmilch und Bäder. Auch dieser Bedarf findet ausreichende Befriedigung. Frische Kuhmilch ist zu jeder Tageszeit erlangbar, vier elegante Badezimmer befinden sich in dem im vorigen Jahre der Neuzeit entsprechend restaurierten Hôtel zum Bad. Bäder, kalt und warm, bei übrigens stark eisenhaltigem Wasser zum Preise von 40 Pf. pro Bad und 3 M. pro Dutzend werden zu jeder gewünschten Zeit bereitwilligst verabreicht. Ist auch Sayda nicht so glücklich, dem Eisenbahnnetz eingefügt zu sein, so bestehen bis zu den nächstgelegenen Bahnstationen Bienenmühle und Olbernhau doch nur Entfernungen von 1¾ bis 2 Stunden und giebt es dahin sowie nach Seifen täglich beziehentlich zweimalige Postverbindung. Nicht minder als Sayda dürften sich zur Sommerfrische eignen Neuhausen, Bad Einsiedel und Seifen, ebenso Kämmerswalde und Pfaffroda. Auf also zur Sommerfrische auch in unsere Berge! Die Versicherung, daß es Jedermann gut gefallen wird, läßt sich geben.

-r.

Dippoldiswalde, 24. Juni. Der am gestrigen Abend ausgeführte Signalwechsel zwischen den Gebirgsvereinen Sebnitz, Tharandt und Dippoldiswalde ist, wenn auch nicht in allen Teilen, als vollständig gelungen zu bezeichnen. Die Luft war namentlich nach der Elbe und dem plauenschen Grunde zu neblig, und dunstig und doch erschien kurz nach ¾ 10 Uhr in der Gegend nach Sebnitz ein weißes Licht, durch die Nebelmassen rötlich erscheinend, dem sich noch ein zweites beigesellte, mit lautem Freudenausruf begrüßt; Hochbusch und Grenadierburg bei Sebnitz waren es. Das Feuer von Tharandt war leider nur blinkartig zu erkennen, worauf der Luchberg antwortete. Die beiden weiteren Signale waren des dichten Nebels leider von beiden Seiten nicht zu erkennen, wohl aber andere vom Schneeberg und Mückentürmchen ganz ausgezeichnet. Zum Schluß sendete noch der Luchberg sechs Raketen in die stille Nachtluft, und wir wollen verraten, daß dies Probestücke des „Oberfeuerwerkers” der Schützengesellschaft zum diesjährigen Vogelschießen waren, deren Abbrennen die Zuschauenden zu lauten Bewunderungsrufen hinriß. Nachdem zum Schluß Tharandt noch geantwortet und das Rundteil bei Dippoldiswalde sich der Beleuchtung angeschlossen, breitete bald die Nacht ihre dunklen Fittiche über die Gegend. Die Feuer auf dem Schloßturm zu Frauenstein konnten vom Rundteil aus, aber vom Luchberg aus leider nicht wahrgenommen werden, da der Kohlberg hier die Aussicht benimmt. — Es wäre zu wünschen, daß im Herbst, vielleicht im Oktober, nochmals ein ähnlicher Signalwechsel vorgenommen werde.

Johanngeorgenstadt, am 6. Juli 1882. Der von dem hiesigen Erzgebirgsverein zu erbauende Aussichtsturm auf der Kaiser-Josephs-Höhe hat nach vielen Schwierigkeiten vor ungefähr 14 Tagen begonnen werden können und ist bereits so weit fertiggestellt, daß er bei günstiger Witterung am 23. h. m. eingeweiht werden kann. Herr Baumeister Puschmann von hier, welcher sich schon im vorigen Jahre durch den Bau des König-Albert-Turmes auf dem Spiegelwalde Lorbeeren gesammelt hat, bringt auch dieses Projekt zur Ausführung. — Wie wir schon früher mitgeteilt haben, wird genannter Bau ähnlich dem auf dem Kuhberg bei Schönheide aus Holz ausgeführt, und erhält der Turm eine Höhe von 18 m. Der unterste Teil desselben wird bis zu einer Höhe von 3 m mit einem Bretterverschlage versehen, welcher gleichzeitig sowohl als Unterstandshütte, als auch dazu dienen soll, etwaiger Zerstörungswut vorzubeugen.

Die Aussicht scheint — soweit wir wenigstens bis jetzt beurteilen können — alle Erwartungen zu übertreffen. Die Baukosten des Turmes belaufen sich auf circa 900 Mrk. Da der Verein, wie schon Eingangs erwähnt, auf viele Schwierigkeiten und zwar betreffs der Erwerbung eines Bauplatzes stieß, war anfangs eine Berghalde, wofür auch an dieser Stelle der Dank des Vereins ausgedrückt sein soll, zu diesem Zwecke von Seiten des Grubenvorstandes „Wildermann” bereitwilligst unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden, von deren Benutzung aber infolge verschiedener Bedingungen und Verantwortlichkeiten abgesehen werden mußte — so mußte er sich durch den Ankauf eines großen Feldgrundstücks abermals bedeutende Unkosten auflegen. Über die Aussicht und über die Einweihungsfeierlichkeiten des Turmes wird in nächster Nummer des „Glückauf” Bericht erstattet werden. Hervorheben wollen wir nur noch, daß in hiesiger Stadt, wie auch in anderen Orten lebhaftes Interesse an unserem Turmbau erweckt worden ist, sodaß sich die Mitgliederzahl in sehr kurzer Zeit von 42 auf 108 erhöht hat und voraussichtlich noch bedeutend erhöhen wird.

Für die unsere Stadt besuchenden Touristen ist nicht allein genügendes Unterkommen vorhanden, sondern es sind ihnen auch in unserem weithin bekannten Hôtel de Saxe, sowie im Ratskeller und im „deutschen Hause” dem Zeitgeiste vollständig entsprechende leibliche Genüsse billig geboten. Auch die ¼ Stunde von Johanngeorgenstadt entfernte sogenannte „Dreckschenke” in Breitenbach (Böhmen), welche allenthalben einen guten Ruf genießt, bietet durch den edlen Gerstensaft dem Wanderer Kühlung und Erquickung. Wir schließen mit dem Wunsche, daß auch in diesem Jahre unsere herrliche Gegend von Touristen recht lebhaft besucht werden, und daß unser Aussichtsturm, die neueste bedeutende Schöpfung des Erzgebirgsvereins, welche in ½ Stunde zu erreichen ist, und in dessen Nähe der Wanderer auch alpinische Pflanzen, das herrliche Edelweiß, gedeihen sieht, sich durch eine namhafte Frequenz viele Freunde gewinnen möge.

T.

Schwarzenberg. Das vom hiesigen Zweigverein am 28. vorigen Monats veranstaltete Sommerfest, welches in Konzert in den Anlagen des hiesigen Bades Ottenstein und festlichem Ball in dem schönen Saal dieses Etablissements bestehen sollte, war leider vom Wetter nicht begünstigt, sondern der Regen floß, wie bei der Turmweihe im vorigen Jahre, des ganzen Tages über in Strömen herab. Das vom hiesigen Stadtmusikchor unter gütiger Mitwirkung der beiden hiesigen Gesangvereine gegebene vorzügliche Konzert mußte in folge dessen in den Sälen stattfinden, war aber trotz uns so schnöde verfolgenden Jupiter Pluvius bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch der Ball verlief in ganz solenner Weise. Bedauerlich blieb es immerhin, daß unsere auswärtigen Mitglieder zum großen Teil an der Teilnahme verhindert wurden und wir diese mit der im Sepember stattfindenden Generalversammlung und den Festlichkeiten derselben vertrösten müssen.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 7 v. 15. Juli 1882, S. 59 – 60.