Sommerfrische Erlbach bei Markneukirchen.

In die Reihe der Sommerfrischorte hat sich neuerdings auf Anregung und mit Empfehlung des Gebirgsvereins Markneukirchen ein Ort gesellt, der wahrlich den Vergleich mit einer großen Anzahl anderer Sommerfrischen nicht zu scheuen braucht, im Gegenteil für den einen oder anderen Suchenden seine ganz besonderen Vorzüge bietet. Es ist dies der ½ Stunde von Stadt, ¾ Stunde von Station Markneukirchen entfernte Marktflecken Erlbach mit ca. 1500 Einwohnern. Derselbe, 510 m über der Ostsee gelegen und unmittelbar umgeben vom Staatsforstrevier Erlbach mit prächtigen Buchen- und Fichtenwäldern und vielen neuangelegten guten Wegen, nach Osten und Norden durch vorstehende Berge und dichte Hochwälder gegen rauhe Winde geschützt, am Fuße des 769 m hohen, mit vom Gebirgsverein Markneukirchen angelegten Fußwegen und Sommerrestauration versehenen böhmischen Hohen Stein mit weitberühmter Aussicht, — zeichnet sich dadurch vor anderen Sommerfrischen besonders aus, daß der Erlbach Besuchende bei allen Vorzügen der natürlichen Lage, zu denen auch der gehört, daß Erlbach mit Markneukirchen, statistisch und örtlich nachweisbar, zu den gesundesten Orten Sachsens gerechnet wird, — in der Lage ist, nicht auf anregenden Verkehr und das Leben einer betriebsamen Bevölkerung Verzicht zu leisten. Die dort herrschende Musikinstrumentenfabrikation giebt dem ganzen Orte ein behäbiges Gepräge. Der in der Mitte des Ortes gelegene, zum Knüpfer’schen Gasthofe (ehemaliges Rittergut) gehörige neu hergestellte Park mit schattigen Anlagen versammelt bei den Klängen des im Orte befindlichen guten Orchesters oft auch die geselligen Kreise Markneukirchens, dessen Nähe dem Gaste interessante Besuche der gewerblichen Etablissements (Anfertigung von Orchestermusikinstrumenten), den Gebrauch der städtischen Badeanstalt mit russischen und anderen Dampf-, Douche- und Wannebädern, baldige ärztliche Hilfe der beiden dortigen Ärzte und einen anregenden geselligen und musikalischen Verkehr verspricht. Im Orte Erlbach selbst sind 2 gute Gasthöfe mit dem Komfort, wie er der Größe und Bedeutung des Ortes entspricht. Außerdem haben sich eine größere Anzahl von Privatwohnungen gefunden. Die Preise sind im Einverständnis mit dem Gebirgsverein geordnet. Wenn schließlich noch erwähnt wird, daß das Bad Elster, 2 Stunden entfernt, mittelst Eisenbahn und Omnibus leicht zu erreichen ist und die Nähe der böhmischen Bäder für viele gewiß auch ihr Verlockendes hat, so dürfte der Wunsch des Gebirgsvereins Markneukirchen wohlberechtigt erscheinen, Erlbach, das sich nach alledem als Sommerfrische in hervorragendem Grade empfiehlt, als solche in Aufnahme gebracht zu sehen.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 6 v. 15. Juni 1882, S. 55.