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Zwönitz, den 20. Februar 1882. Die Thätigkeit des jungen Vereins wird sich zur Zeit auf die Propaganda für seine Zwecke am hiesigen Orte und dessen Umgebung, sowie auf gelegentliche entsprechende Publikationen in den dort zugängigen Zeitungen beschränken; für die günstige Jahreszeit sind einige Wegemarkierungen in´s Auge gefaßt, doch ist hierbei zu bemerken, daß wir in der glücklichen Lage sind, nicht große Anstrengungen machen zu dürfen — einmal, weil die Natur selbst, sodann aber, weil die Munificenz unseres Vorstandsmitgliedes, des Herrn Austel und der herrschaftlich Niederzwönitzer Ritterguts- und Fortsverwaltung, resp. Mitglieds, des dortigen Herrn Förster Frisch, tüchtig vorgearbeitet hat. Den Tribut dem Ganzen zu zollen, dazu ist erstens die Markierung des 1½ stündigen Weges — ab hiesigen Bahnhof — über Kühnhaide nach dem König-Albert-Turme, sodann die Erschließung des seither sogar wenigen Ortskindern bekannten Wegs durch die Rittergutswaldungen nach den Greifensteinen, zwei Partien, deren Schönheit hoffentlich auch einmal den Herren des Gesamtvorstandes durch eigenes Anschauen bekannt wird, ausersehen. — Der neue Verein hielt sich verpflichtet, dem geehrten Gesamtvorstande über seine Ziele kurzen Aufschluß zu geben und schließt mit einem fröhlichen Glückauf!

Kirchberg, den 25. Februar. Bekanntlich tauchte im Laufe des vorigen Herbstes beim Erzgebirgsverein hier der Gedanke auf, unsere hübsche Umgebung zur Anlegung eines Bauwerks resp. eines Aussichtsturmes zu benutzen und wurde der Beschluß gefaßt, unsern Borbergkegel mit einem Turm zu versehen. Dieser Beschluß hat nicht allein im Verein selbst große Freude hervorgerufen, auch seitens der hiesigen Bevölkerung hat man die Ausführung dieses Projektes mit großer Freude begrüßt und mit Recht. Denn unser Borberg ist jedem Kirchberger Kinde ans Herz gewachsen. Man kann ihn so zu sagen als Wächter unserer Stadt betrachten, der seit Urgedenken das Leben im Rödelbachthale beachtet, es wachsen und mit der Entwickelung unserer Stadt hat groß werden sehen. Und wie die Sage im Volksmunde den Borberg mit hereinzieht in ihre Kreise, als sei in alten Zeiten seine Zinne schon mit einem Wartturm zum Schutze deutscher Ansiedler inmitten einer nahe dabei ansässigen Sorbenbevölkerung, geschmückt gewesen, so schmückt die Sage weiter diesen Berg als Herberge der drei Borbergjungfrauen, die zu manchen Zeiten glückverheißend aufgetaucht und manchem vorüberwandelnden Menschenkinde sichtbar gewesen sein sollen. So bezeichnet der Volksmund ja heute noch ein kellerartiges Loch auf der Höhe des Berges als den Eingang in die geheimnisvolle Bergwohnung. Und betreten wir den geschichtlichen Boden, so hat der Berg freudige und ernste Ereignisse mannigfacher Art an sich vorüberziehen sehen, und von den Schrecknissen des Hussiten- und 30jährigen Krieges würde er, wenn er reden könnte, die bestverbürgten Nachrichten überliefern. — So ist dieser schön geformte Kegel in vielerlei Beziehung uns lieb und wert und deshalb wird und muß die Schmückung seines Gipfels mit einem Bauwerk, die Instandsetzung seiner Anlagen jedes Kirchberger Kind freundlichst berühren. Schon seit Wochen nun hatte der bauausführende Maurermeister, Herr Dalbazi, auf den Gipfel Material herbeischaffen lassen, um mit Eintritt einer geeigneten Witterung den Bau beginnen lassen zu können. Vergangenen Sonnabend nun wurde der Grundstein zu dem Turm gelegt, der ganz aus Stein in Form eines alten Luginsland mit daran angebauten Burgresten ausgeführt werden soll und von dessen Höhe man ohne Zweifel nach allen Richtungen, vor allen Dingen in die Zwickauer Gegend, sowie in das Gebirge, Auersberg, Kuhberg etc. einen dankbaren Blick erschließen wird. Der Vorstand des Vereins, Fabrikant Julius Petzold, sowie Herr Amtsrichter Forbiger nahmen dieselbe vor. Der Erstere that die üblichen 3 Hammerschläge unter folgenden Wünschen:

den 1. zu Ehren unseres Erzgebirgs-Vereins,
den 2. zur Freude der gegenwärtigen und kommenden Geschlechter,
den 3. zum Wohle unserer Stadt.

Herr Amtsrichter Forbiger ergriff gleichfalls den Hammer zu den üblichen 3 Schlägen mit dem Wunsche:

Anfang, Mittel und Ende
Sich Alles zum Besten wende.

So wurde in stiller Weise dieser Grundstein gelegt.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 2. Jahrgang. No. 3 v. 15. März 1882, S. 22 – 23.