Von Joh. Sehm-Werdau.
Erzgebirgisches Sonntagsblatt 120. Jahrgang, Nr. 6, 13. Februar 1927, S. 1
(Fortsetzung.)
Diese alte Schmelzhütte war mit noch „drey Kohl- oder Mäulerstäde im Buchholz über dem Waßer gelegen“ auf kurfürstlichen Befehl vom 8. Februar 1609 von dem Bergmeister Christoph Hoppe dem Richter Hieronymus Bach in Buchholz verliehen worden. Während die Kohl- und Meilerstätten später anderweit verliehen wurden, war die Schmelzhütte in eine Mühle mit einem Gang umgebaut worden. 1615 wurde diese „mahlmühl mit einem Gange vnd dem daranstoßenden wohnhauß, gartten vnd hoff stadt, bei den Geyer vnd S. Conradtsstoln gelegen, so vor alters eine schmelzhütte gewesen“ für 800 Gulden an den Gerichtsnotar Philipp Badehorn in Buchholz verkauft. Nach mehrfachem Besitzerwechsel besaß die Mühle 1673 der Bäcker Martin Lorenz. Auf der Karte von Öder finden wir als Besitzer dieser Mühle „Gerg Ziegler“ angegeben. Diesen nennt das Lehnbuch nicht, so daß Ziegler noch vor Hieronymus Bach Besitzer gewesen sein muß, und der Umbau der Schmelzhütte in eine Mühle auch nicht erst unter Bach erfolgt wäre. (Auf dem im Erzgebirgischen Sonntagsblatt Nr. 13/1926 veröffentlichten Bilde von „Buchholz im Jahre 1628“ ist dieser Hüttenhof bezw. Mühlengut in der Mitte an der Sehma ganz deutlich gezeichnet.) — In der Reihe der Wasser-Triebwerke würde nun die jetzige sogenannte Stiefelmühle in Buchholz, Annaberger Straße Nr. 1, folgen, doch sie gehört nicht hier herein, da sie kein Berggebäude war. Erwähnt sei nur, daß diese Mühle wahrscheinlich kurz nach der Gründung der Stadt Buchholz angelegt worden ist. 1553 kam sie als „die Mühle in Buchholz“ mit der Untermühle, der späteren Herrenmühle, und der Obermühle, dem jetzigen Frohnauer Hammer, bei der Verpfändung des Mühlenamtes Annaberg durch Kurfürst Moritz an die Stadt Annaberg, die sie 1572 dem Mühlenamt wieder zurückgab. Das Inventarverzeichnis über diese Mühle aus dem Jahre 1575 befindet sich noch im Hauptstaatsarchiv Dresden. Obwohl die Mühle als die Mühle in Buchholz bezeichnet wurde, befand sie sich gar nicht auf Buchholzer Gebiet, sondern bildete (noch 1828) den südlichsten Zipfel der Frohnauer Gemeindeflur. Auf Öders Karte ist sie angegeben mit „Mül 2 g“.
Die Sehma abwärts folgt jetzt die eine große Gruppe Schmelzhütten und Pochwerke. Auf Öders Karte finden wir hierzu etwa am Nordende des damals nicht vorhanden gewesenen Waldschlößchenteiches ein „Buchwergk“. Weiter ist etwa bei der heutigen Talstraße Nummer 8 auf der Karte eingetragen „Moritz am Steigen Hütt“ und nahe dabei nördlich „Hans Gästs Hütt“, bei der Gasanstalt „Uttmans hütt“ und beim Beginn der Talstraße „m. g. H. Hütt“. Im Lehnbuch finden wir von diesen Schmelzhütten nur die Uttmansche namentlich aufgeführt. Die anderen Hütten dürften aber mit gleichfalls hier zu suchenden, im Lehnbuch unter anderen Besitzern eingetragenen Schmelzhütten identisch sein.
Zunächst befand sich etwa bei der Pappenfabrik von Eli Uhlig, Talstraße Nummer 8, die Schmelzhütte des Georg Ostheim zu Friesenhausen. Wie die anderen Schmelzhütten, so war auch diese mit dem Niedergange des Bergbaues außer Betrieb gekommen, so daß Ostheim in Schulden geraten war. Unter anderen hatte auch der Richter und Bäcker Barttel Florer in Cranzahl größere Beträge für geliefertes Brot zu fordern. Als nun Florer weder von Ostheim noch nach dessen Tode von den Erben den Betrag erlangen konnte, erhielt er dafür bei Übernahme noch anderer Schulden Ostheims 1611 diese Schmelzhütte zugesprochen. Florer verkaufte die Hütte kurz darnach an Nicol Meiner, der sie mit kurfürstlicher Erlaubnis in einen Kupferhammer umbaute und diesen betrieb.
Zu dem Hammer kaufte Meiner 1638 ein südlich davon gelegenes Gut, vor dem „Hütthoff vnd buchstadt“, „der lenge nach am flöß waßer vnd zwischen den wöhr so vndderm buchholzer Hospital vnd den neuen vfgerichten Kupferhammer reinet, auch zwischen derselben waßerlauff vnd den flößwaßer geleg“. Von dem ganzen Besitztum verkauften die späteren Besitzer Andreas und Samuel Mehner das Wohnhaus und zwei Wiesen, ehemalige Pochstätten, an den Kürschner Jacob Pirner in Annaberg und den nun noch vorhandenen Hammer 1660 an David Martin, der darin eine Tuchscheren- und Sensenschmiede anzurichten gesonnen war, mangels kurfürstl. Einwilligung aber wieder davon absehen mußte und die Gegend verließ.
In der Nähe dieses Kupferhammers befanden sich drei Pochwerke. Das eine davon war „keg den neuen Kupferhammer geleg“, das andere befand sich „über Buchholz uf der Annenberger“ und das dritte unterhalb des Kupferhammers „vff der fronaue“, also auf der linken Seite der Sehma. Das letztere besaß 1619 Hieronymus Bach. Dieser beabsichtigte, das Pochwerk abzubrechen und dafür „ein anderes vnd neues vnd den buchholzer seiffen am waßer doselbst aufzusetzen“.
(Fortsetzung folgt.)