Kunz Oppelmann oder condupl(icatio)?

Hermann Lange, Annaberg-Buchholz

Das Conduppelbachtal ist seither ein Ausflugsziel für Feinschmecker unter den Wanderfreunden gewesen. Der Name des Baches hat immer mehr oder weniger Heiterkeit ausgelöst. Die in Sachsen auftretenden slawischen Ortsnamen:

Potschapppel (Podcpl) bei Freital,
Kuhschnappel nördl. St. Egidien,
Konstappel a. d. Elbe unterhalb Dresdens

haben ihres ähnlichen Klangs wegen oft zu der Meinung verführt, daß „Conduppel“ ein tschechisches Wort sei. Aber gerade unsere alten „Slawophilen“ haben sich nicht mit der Conduppel beschäftigt. Der in solchen Fällen immer um Rat befragte Christian Lehmann, der ähnlichen Richtungen huldigt, erklärt die Conduppel mit „Cuntz Oppelmann“. Er versteht darunter den Besitzer eines Waldstückes zwischen dem ehemaligen „Weißen Hirsch“ und Jöhstadt. Damit fällt er auf einen zweifelhaften Eintrag der Oeder-Zimmermannschen Kopie herein, die auch sonst von ihm oder von einem seiner herausgebenden Söhne herangezogen wird.

Wir haben aber einen lateinischen Ausdruck: conduplicatio d. h. Verdoppelung. Sieht man sich daraufhin auf sämtlichen Karten das fragliche Gebiet an, so muß man feststellen, daß der Bach zweimal einen Doppellauf zeigt. Ein solcher Vorgang kommt vermutlich auch anderwärts vor und ist an sich kein Anlaß für eine Namensgebung. Aber der obere Anfang der großen Verdoppelung erscheint bei genauem Studium der Karten als eine alte „Dreiländerecke“ und auch als charakteristischer Punkt einer alten Wegführung. Der lateinische Name deutet an, daß es sich dabei um recht alte Zeiten und alte lateinische Urkunden – in denen das Wort erscheint – handelt. Die sämtlichen, deutsch abgefaßten, im Stadtarchiv Annaberg-Buchholz vorhandenen Belehnungsurkunden sagen nichts aus.

In dieser Gegend trafen die bisher sonst nur bei anderen Orten genannten Grenzen zwischen den Bistümern Meißen, Naumburg und dem Erzbistum Prag zusammen. Möglich ist, daß es sich um kirchliche Belange handelte. Ob sich jemals eine überzeugende Urkunde auffinden läßt?

Auch sonst ist das Gebiet der Konduppel interessant, wie ein Blick auf die Oederkarte (Bl. 21) und auf die geologische Spezialkarte erkennen läßt. Hier warten noch viele Dinge der Aufklärung. Deshalb haben diese Zeilen vor allem den Zweck, Interessenten auf den Gegenstand aufmerksam zu machen.

Quelle: Kultur und Heimat 8. Jg., Juli 1961 S. 86