Litterarisches.

Die Beziehungen des Hauses Wettin zur Berghauptstadt Freiberg. Festschrift zur Feier des 800jährigen Regierungs-Jubiläums des Hauses Wettin. Herausgegeben und dargebracht von der Stadt Freiberg, verfaßt von Dr. Eduard Heydenreich und Paul Knauth, Oberlehrer am Gymnasium Albertinum zu Freiberg. Freiberg 1889; Verlag von Craz und Gerlach.

Die vorliegende Schrift behandelt in drei Abschnitten die Geschichte des sächsischen Bergbaues mit besonderer Beziehung auf das Haus Wettin und die Stadt Freiberg, die Geschichte der Beziehungen des Hauses Wettin zur Stadt Freiberg in persönlicher, rechtlicher und politischer Hinsicht während des Mittelalters und endlich am Ende des Mittelalters bis zur Gegenwart. Die beiden ersten Abschnitte stammen aus der Feder des zuerst genannten Verfassers, welcher jetzt an dem Königl. Gymnasium in Schneeberg thätig ist.

Der erste Abschnitt führt uns in eingehender Weise vor, welchen Anteil unsere Landesfürsten an der Entwickelung des erzgebirgischen Bergbaues gehabt haben, wie sie z. B. das Bergregal ausübten und darauf bedacht waren, die berg- und hüttenmännische Technik zu vervollkommnen, das Münzwesen zu fördern, durch Bergordnungen für die Bergleute zu sorgen, tüchtige Bergbeamte heranbilden zu lassen, und wie ganz besonders das Freiberger Bergrecht die Grundlage der gesamten späteren Berggesetzgebung in Böhmen, West-, Mittel- und Norddeutschland geworden ist. In den beiden anderen Abschnitten der Schrift wird uns vorgeführt, wie die Landesfürsten für die Stadt Freiberg selbst sorgten. Durch verschiedene Vergünstigungen, z. B. das Vorrecht, daß die Salzfuhren nach Böhmen durch Freiberg zu gehen hatten, daß nur in der genannten Stadt eine Salzniederlage sein durfte u. s. w., wuchs die Einwohnerzahl, und die Bürger, unter denen wiederholte Beweise ihrer hochherzigen Gesinnung hervortraten, wurden sehr bald wohlhabend. Eine hervorragende Rolle spielte die Stadt auch in der Geschichte des sächsischen Prinzenraubes, indem auf Grund eines alten, von Friedrich dem Freidigen 1294 erteilten Rechts der Prinzenräuber Kunz von Kauffungen nur von dem Stadtgericht zu Freiberg verurteilt werden konnte. — Von 1505 an war Freiberg über 30 Jahre lang die Residenz des Herzogs Heinrich des Frommen, und 1680 auch infolge der Dresden heimsuchenden Pest auf einige Zeit Johann Georgs II. In der Begräbniskapelle des Doms ruhen die Glieder unseres Fürstenhauses von Heinrich den Frommen an bis mit Johann Georg IV. — Große Drangsale hatte die Stadt besonders während des 30jährigen Krieges zu bestehen; sie wurde dreimal von den Schweden, jedoch erfolglos belagert. Dabei zeichneten sich neben der Besatzung und der Bürgerschaft besonders auch die Bergknappen durch große Tapferkeit aus. Von der dritten Belagerung, welche in den letzten Tagen des Jahres 1642 durch Torstenson begann, erzählen das 1843 errichtete Schwedendenkmal und die noch grünende 246 Jahre alte Torstonlinde, von der ein Dichter (H. Barth) sagt:

Du sahst der Bergstadt Heldentage,
Da sie den Lorbeer sich errang,
Du hörtest ihre Donnersprache
Und ihrer Glocken Schlachtgesang;
Und als des Feindes Trotz gebrochen,
Die freie Bergstadt wieder frei,
Da hat dein frisches Reis gesprochen
Von Freibergs Ruhm und Bürgertreu.

Damit empfehlen wir die Jubelschrift Dr. Heydenreichs und Knauths, welche ein dankenswerter Beitrag nicht nur zur Geschichte der Stadt Freiberg und des Erzgebirges, sondern überhaupt unsers sächsischen Vaterlandes und seines Fürstenhauses ist.

K.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins, 9. Jg. Nr. 7 v. Juli 1889, S. 69 – 70.