Protokoll der Delegierten-Versammlung des Erzgebirgsvereins,

abgehalten am 27. April 1889 im „Hôtel zum Hirsch” in Limbach.

Vertreten waren vom Gesamtvorstande: Herren Vorstand Oberlehrer Dr. Köhler, Vizevorstand Oberlehrer Möckel, Kassierer Bernh. Härtel, Schriftführer Osk. Schwamkrug, ferner die Zweigvereine:

Limbachmit9 Stimmen,
Kirchbergmit12 Stimmen,
Wolkensteinmit6 Stimmen,
Marienbergmit18 Stimmen,
Glauchaumit8 Stimmen,
Hohensteinmit9 Stimmen,
Crimmitschaumit8 Stimmen,
Dippoldiswaldemit6 Stimmen,
Wiesenthalmit9 Stimmen,
Dresden, Verein Erzgebirgermit10 Stimmen,
Dresden, Landsmannschaftmit7 Stimmen,
Chemnitzmit99 Stimmen,
Schneebergmit14 Stimmen,
Rabensteinmit13 Stimmen.

Die Versammlung wurde abends 8 Uhr von Herrn Oberlehrer Dr. Köhler eröffnet mit Begrüßung der anwesenden Zweigvereinsvertreter sowie mit Danksagung an den Limbacher Zweigverein für die freundliche Aufnahme der heutigen Versammlung.

Hierauf erfolgte die freundliche Begrüßung durch Herrn Bürgermeister Hofmann seitens der Stadt Limbach, nach welchem noch Herr Amtsrichter Dr. Wetzel als Vorstand des Zweigvereins Limbach die Anwesenden seitens des Zweigvereins herzlich willkommen hieß.

Beim Eintreten in die Tagesordnung zu Punkt I, Vorlegung eines Entwurfes über die Bewirtschaftung des im Laufe des nächsten Sommers dem Verkehre zu übergebenden Fichtelberghauses gelangt zunächst der von Herrn Direktor Lamer abgefaßte Entwurf seitens des Herrn Oberlehrer Dr. Köhler zur Vorlesung, nach welchem sich derselbe in 7 Punkte zergliedert.

Zum 1. Punkt desselben regt zunächst Herr Dr. Wetzel an, der Verein möchte sich die Rechte einer juristischen Person erwerben, in welchem Sinne noch die Herren Direktor Lamer, Oberlehrer Möckel und Dr. König sich aussprechen, es gelangt hierauf seitens des Vorsitzenden der Antrag: „Der Gesamtvorstand möge bis zur nächsten Generalversammlung eine Vorlage wegen Erwerbung der Rechte einer juristischen Person von seiten des Gesamtvorstandes vorlegen” zur Abstimmung, welcher einstimmig Annahme fand.

Punkt II gelangt einstimmig zur Annahme.

Zu Punkt III wird nachstehende Abfassung beantragt:

Bei Ausgaben, welche den Betrag von 50 Mark übersteigen, ist die Genehmigung des Gesamtvorstandes vorher einzuholen, bei Gefahr im Verzuge kann diese Summe überschritten werden, jedoch ist die Genehmigung sofort nachträglich einzuholen. Maßnahmen, welche dauernd auf die Einnahmen oder Ausgaben einwirken, sind der Genehmigung des Gesamtvorstandes unbedingt unterworfen. Dieser Punkt wird in dieser Fassung genehmigt.

Bei Punkt IV soll es heißen: Die Delegiertenversammlung beschließt: a) über die Richtigsprechung der in üblicher Weise geprüften Jahresrechnung und stellt den Voranschlag fest, b) über die Verwendung eines etwaigen Überschusses, besonders unter Bestimmung des Betrages, für welchen Anteilscheine ausgelost werden sollen, und c) darüber, wieviel einem zu bildenden Reservefond zuzuweisen ist. In dieser Fassung findet auch dieser Punkt die Annahme der Versammlung.

Punkt V. Jedes Jahr findet durch Vertreter des Gesamtvorstandes und des Wiesenthaler Zweigvereins etc. etc. wird angenommen. Punkt VI findet Genehmigung unter Weglassung der Worte: „nach den von der Delegiertenversammlung genehmigten Bedingungen.”

Ein Gesuch des Herrn Brutus Fleischmann in Oberwiesenthal wegen Pachtung des Fichtelberghauses findet seitens des Gesamtvorstandes und des Wiesenthaler Vereins warme Befürwortung und bringt Herr Oberlehrer Dr. Köhler den Entwurf eines mit Herrn Fleischmann abzuschließenden Pachtkontraktes den Anwesenden zu Gehör.

Im großen ganzen fand derselbe allgemein Anklang, und wurden einige aus der Versammlung kund gegebene Wünsche vom Gesamtvorstande gern entgegengenommen.

Punkt VII wird in der gegebenen Fassung angenommen.

Zum 2. Gegenstande der Tagesordnung: „Aussprache und Beschlußfassung über die Teilnahme des Erzgebirgsvereins bei der 800jährigen Jubelfeier unseres Herrscherhauses” ergreift Herr Oberlehrer Möckel das Wort und bringt den Vorschlag des Gesamtvorstandes den Anwesenden zur Kenntnis: „Am Fichtelberghause eine Gedenktafel zu errichten mit einer Hinweisung auf das Regierungsjubiläum,” welcher Vorschlag auch einstimmig Annahme fand.

Ein weiterer vom Wiesenthaler Verein noch nachträglich eingegangener Antrag: „Beschaffung eiserner Läden am Fichtelberghause betr.” wird vom Vertreter desselben Vereins noch mündlich in der Versammlung als dringlich hingestellt und der Betrag hierfür laut Anschlag auf 500 Mark festgestellt. Es wird hierauf für Beschaffung eiserner Läden dem Gesamtvorstande von der Delegiertenversammlung die Summe von 500 Markt bewilligt.

Ein von Herrn Direktor Lamer gemachter Vorschlag, jeder größere Verein möchte doch je 1 Laden stiften, findet seitens des Limbacher Vereins insofern Anklang, als derselbe sich sofort zur Stiftung eines Ladens bereit erklärt.

Auf Vorschlag des Gesamtvorstandes soll ein Album für das Fichtelberghaus angeschafft werden, in welches alle freiwilligen Beiträge von 5 Mark aufwärts mit den Namen der Schenkgeber eingetragen werden sollen. Auch dieser Vorschlag fand allseitig Anklang. Schließlich gab Herr Kassierer Härtel noch einen Kassenbericht über den Fichtelberghausbau, und ergab derselbe, daß die hierzu noch benötigten Ausgaben ca. 2300 Mark betragen. Er stellt daher in der Versammlung den Antrag, für die Jahre 1889 und 1890 wiederum pro Mitglied 25 Pf. mehr, also wie bisher 1 Mk. an die Hauptkasse abzuliefern; dieser Antrag fand einstimmig Annahme. Da auf geschehene Anfrage ein Antrag nicht weiter aus der Versammlung gestellt wurde, machte Herr Gebauer den Anwesenden noch eine erfreuliche litterarische Mitteilung. Endlich wurde beschlossen, seitens der Delegiertenversammlung der General-Direktion der Königl. Sächsischen Staats-Eisenbahnen den Dank für freundliches Entgegenkommen bezüglich Einführung von Sonderzügen auszusprechen.

Aus der Versammlung heraus wurde schließlich noch Herrn Dr. Köhler für die Leitung der Verhandlungen der Dank der Versammlung ausgesprochen.

Schwamkrug.

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben.
Dr. Köhler.
Dr. Wetzel.
Uhlmann.

Quelle: Glückauf! Organ des Erzgebirgsvereins. 9. Jg. Nr. 5 v. Mai 1889, S. 41 – 42.