Glückauf dem Buchholzer Geflügelzüchterverein!

Zum 80jährigen Jubiläum des Vereines.

Erzgebirgische Heimatblätter. Beilage der Obererzgebirgischen Zeitung. Nr. 4. – Sonntag, den 20. Januar 1929. S. 1

Der Geflügelzüchterverein zu Buchholz begeht in mehreren Veranstaltungen, beginnend am morgigen Sonntag, sein 80jähriges Bestehen. Wie bereits in einer eingehenden Geschichte des Vereins dargelegt, ist derselbe hervorgegangen aus der sogenannten Taubeninnung, die vor 8 Jahrzehnten in Buchholz ins Leben gerufen wurde. — Seit jeher ist die Taubenzucht gerade in der Stadt St. Katharinens besonders heimisch gewesen. Die Einwohnerschaft hatte hier ein äußerst lebhaftes Interesse am Züchten der mannigfaltigsten Taubenarten; ja Buchholz war geradezu berühmt als Ein- und Verkaufsort auf diesem Gebiete. Besonders waren es zwei Männer, die gegen Ende 1848 die Liebhaber der Taubenzucht zu einem Vereinszusammenschluß bewogen. Es waren dies der Posamentenfabrikant August Kindermann, geboren am 13. Juli 1798, gestorben am 9. Juli 1888, und der Posamentenfabrikant Gotthold Mitte, geboren 1800, gestorben 1878. Beide Männer sind als Begründer der damaligen Taubeninnung und damit als solche auch des Geflügelzüchtervereins anzusprechen, der aus der Taubeninnung als Fortsetzung und Ergänzung derselben dann hervorging. Die Saat, die sie 1848 legten, ist herrlich aufgegangen. Zur Erinnerung an diese beiden wackeren Männer bringen wir beistehend deren Bildnisse.

Bild: Gründer 1848: August Kindermann. Gotthold Mitte.

Die Taubeninnung, aus der der Jubelverein sich, wie gesagt, dann entwickelte, hielt alljährlich im Februar ein Quartal ab. Bei demselben gelangte ein ausführlicher Jahresbericht zum Vortrag, der sich besonders darauf erstreckte, wie die Taubenzucht und der Taubenhandel in Buchholz gefördert wurde, welche Erfahrungen man mit den einzelnen Taubenarten gemacht hatte und welche Veranstaltungen die Innung abgehalten. Ein besonders wichtiger Akt jeden Quartales war die Wahl des Vorsitzenden. Nach den Bestimmungen der Innung, die übrigens von der Behörde vorher genehmigt werden mußten, hatte das Vorstandsamt alljährlich in andere Hände überzugehen. Mit der Pflege des Geselligen ging diejenige der Zwecke der Innung Hand in Hand. Ein emsiger Ein- und Verkauf fand statt und jeder suchte die schönsten Taubenarten aufzuziehen und in den Handel zu bringen. Prächtig waren die Ausstellungen beschickt, bei denen dann ein eifriges Neuerwerben hinüber und herüber stattfand. Auch die Taubenschläge wurden laufend verbessert und dauernd besichtigt. Welchen Umfang die Ausstellungen hatten, beweist die Tatsache, daß eine solche anläßlich des 50jährigen Jubiläums des Vereins, der inzwischen zum Geflügelzüchterverein ausgestaltet war, über 1600 Tiere aufwies. Auch an dieser Stelle sei hierbei des um die Geflügelzucht hochverdienten ehemaligen langjährigen Vorstandes des Vereins, des verstorbenen Herr Stadtrat Guido Fischer gedacht, unter dem der Verein sich zu höchster Blüte entfaltete. Aber auch an eine Frau sei gelegentlich dieser Betrachtungen erinnert, an die Ehefrau des Mitgliedes Emil Berthold. Sie war es, die die weithin bekannten Buchholzer Taubenlieder gedichtet und dem Verein 1854 gewidmet hatte. Die Lieder sind nunmehr 75 Jahre als und haben sich bis heute in der Bevölkerung erhalten. Eine jetzt noch lebende 86jährige Frau Anna verw. Hinkel (Bergstraße) hat sie als 11jähriges Mädchen einst erstmalig mitgesungen. Auch das Bildnis der Dichterin dieser Lieder bringen wir beistehend anläßlich der jetzigen schönen Feier des Vereins.

Bild: Frau Amalie Berthold. Die Dichterin des Taubenliedes. Sie widmete dasselbe den Taubenverein zu Buchholz bei der Jahresfeier am 30. Januar 1854.

Möge der Jubelverein auch weiterhin blühen und gedeihen und an seinen Zielen mit gleichen Erfolgen weiter arbeiten wie bisher. Stets wird weiter auch die „Obererzgebirgische Zeitung“ als nunmehr 75 Jahre altes Heimatblatt die Arbeit des Vereins mit großem Interesse verfolgen und über sie getreulich berichten, wie nun seit fast der ganzen Lebenszeit des 5 Jahre älteren Jubilares, an dessen Wiege die „O. Z.“ fast gestanden hat. Glückauf! —

Die Photographien der Bilder dieses Artikels stammen von Herrn Bruno Pommer, der sie in liebenswürdiger Weise uns zur Verfügung stellte.

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Nachfolgend bringen wir eines der Taubenlieder zum Abdruck:

Seid willkommen, lieben Brüder, alle Freunde nah und fern,
Denn ihr hört gewiß ein Liedchen auch von unsern Tauben gern.
Tauben, das sind schöne Tier´, Tauben, die gefallen mir.

Heiter und mit frohen Blicken seh‘ ich meine Tauben an,
Und ich fühl‘ es mit Entzücken, daß‘s nichts Schön’res geben kann.
Tauben, das sind schöne Tier‘, Tauben, die gefallen mir.

Wenn im Strahl der Morgensonne sich empor mein Täubchen schwingt,
O, wie schlägt mein Herz vor Wonne, wenn es bis zu‘n Wolken dringt.
Tauben, das sind schöne Tier´, Tauben, die gefallen mir.

Des Mittags kehren sie dann wieder, streu´ ich ihn‘n das Futter hin.
Und mit Freuden seh´ ich nieder, fühl´, wie glücklich ich dann bin.
Tauben, das sind schöne Tier´, Tauben, die gefallen mir.

In der Unschuld zartem Bilde stell´ ich mir die Tauben für,
Denn so treu, so zart und milde gibt es wohl kein schön’res Tier.
Tauben, das sind schöne Tier‘, Tauben, die gefallen mir.

D´rum, mein Täubchen, dir zu Ehren, stimm´ ich froh mein Liedchen an;
Um die Freude zu vermehren, nehmt ihr Freunde teil daran.
Tauben, das sind schöne Tier‘, Tauben, die gefallen mir.

Dem Taubenverein gewidmet von Frau Amalie Berthold bei der Jahresfeier am 30. Januar 1854.