Blicke in die Vorzeit der Stadt Annaberg

Übernahme des Originaltextes (Orthographie leicht angepaßt)

Seit mehreren Jahren hat sich in dieser Stadt so vieles umgewandelt, daß man von so manchem Gegenstande mit Recht sagen kann: Das Alte ist vergangen und neu geworden. – Es würde jedoch die Grenzen, innerhalb deren sich ein öffentliches Blatt halten muß, bei weitem überspringen, wenn wir diese Veränderungen sämtlich in Betracht nehmen wollten, und wir begnügen uns daher mit einem Gegenstande, der uns in diesen Tagen aufs Neue genähert wird. – Vor mehreren Jahren machte man den Anfang damit, das baufällig gewordene Wolkensteiner Tor abzutragen, um diesem Eingange in die Stadt eine freundlichere Gestalt zu geben, und wenig Jahre darauf wurde mit dem Böhmischen Tore ein Gleiches vorgenommen. Dann wurde die Stadtmauer zwischen diesen beiden Toren an zwei verschiedenen Orten zur Bequemlichkeit des Publikums durchbrochen und zu Pforten gebildet, von denen die letzte noch nicht einmal vollendet ist. – In diesen Tagen erst ist die Veränderung zur Öffentlichkeit gekommen, welche nunmehr auch mit dem Mühltore vorgenommen werden, und daß es mit jenen beiden obengenannten Toren ein gleiches Schicksal haben soll; daher glaubte der Einsender, es sei jetzt wohl zeitgemäß, den Blick zurück zu lenken, in jene frühe Zeit, wo diese Tore und die zwischen ihnen befindlichen Mauern und Türme erbauet wurden, und wollen also in dieser Hinsicht kürzlich folgendes bemerken.

Um den Bewohnern dieser damals noch im Entstehen begriffenen Stadt Sicherheit nach außen zu verschaffen, beschloß man, sie mit einer Mauer zu umgeben, doch erst nach sieben Jahren, von der Zeit an wo der Grundstein gelegt worden war, konnte man, im Jahre 1503, damit beginnen und in dem nurgedachten Jahre noch wurde das Wolkensteiner und Böhmische Tor mit den dazwischen liegenden Mauern und ihren Türmen angelegt, – eigentlich erbauet aber wohl später.

Vom Böhmischen Tore an bauete man nach dem Buchholzer Tore hinunter; doch wurde das letztere im Jahre 1507 fertig, so daß es, nach Melzers Chronik von Buchholz, am Abend vor Michaelis des gedachten Jahres zum ersten Male geschlossen wurde. Es scheint also, daß bei diesem Bau sich mancherlei Hindernisse im Boden durch Felsengänge etc. entgegengestellt haben mögen. – Der große runde Turm neben dem Buchholzer Tore wurde im Jahre 1508 erbauet, sowie auch in diesem Jahre die Stufen- und Klosterpforte angelegt und an der dazwischen gelegenen Mauer etc. fleißig gearbeitet wurde.

(Fortsetzung)

Annaberger Wochenblatt No. 45 v. 5. November 1841