Abendlied fürs Kleinste.

Else Märkel-Schmidt, Hermannsdorf i. Erzgeb.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 120. Jahrgang, Nr. 49, 5. Dezember 1926, S. 6

Su—su— so saust der Abendwind
schlaf ein, mein liebes Kind.
Schließ zu die blauen Guckfensterlein,
sie werden vom Gucken so müde sein …
Hast schön gespielt mit Puppen und Klingeln —
so satt das Mädchen von Kuchen und Kringeln.
Mög kommen ein Engel im silbernen Kleid
vom Himmel hoch, so weit, o, so weit!

Scht, es weiß ein Märchen vom Abendstern,
von den blanken Sternen in dunkler Fern.

Wie der gute Mond die Welt umkreist
und wie er still um die Erde reist.
— Nun ist zu Ende die Plauderei!
Sandmännchen huschte am Fenster vorbei,
er hat ein wenig Körnlein im Sack,
ob’s Kindlein wohl eins haben mag?

Schon ruht es süß und lächelt kaum,
die Englein fliegen in seinem Traum …
Behüt dich Gott bis der Morgen graut,
und die Sonne dir in die Augen schaut.